In der Alltagssprache bezeichnen Chlamydien eine Variante, die zur Familie der Chlamydiaceae gehört. Hierbei handelt es sich um kleine, gramnegative Bakterien. Diese können sich als Parasiten nur innerhalb einer Wirtszelle vermehren.
Diese Parasiten können vielzählige Lebewesen infizieren, darunter auch den Menschen. Hat man sich mit Chlamydien infiziert, wird das als Chlamydiose bezeichnet. Betroffen sind bei der Erkrankung u. a. der Genitalbereich und Schleimhäute im Atemwegs- oder Augenbereich.
Alle Vertreter der Chlamydiaceae sind als krankmachend eingestuft. Sie sind nämlich für verschiedene Infektionskrankheiten verantwortlich. Da eine Infektion direkt oder auch indirekt zwischen Menschen und Tieren übertragen werden kann, sind mehrere Arten als Zoonoseerreger gekennzeichnet.
Eine genaue Zuordnung zur Risikogruppe erfolgt mittels der Biostoffverordnung in Verbindung mit den „Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe“ (TRBA).
Eventuelle Anzeichen und Folgen einer Chlamydien-Infektion
Häufig lösen eine Infektion mit Chlamydien kaum oder nur leichte Symptome aus. Manche Menschen merken erst gar nicht, dass sie sich angesteckt haben. So kann die Infektion weitergegeben werden, ohne es zu wissen.
Werden folgende Krankheitsanzeichen an sich selbst festgestellt, sollten unbedingt Untersuchungen angestellt werden:
- Bei ungewöhnlichem Ausfluss aus Penis, Scheide oder Po sowie Zwischenblutungen,
- bei Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen,
- bei Schmerzen beim Anal- oder Vaginalsex,
- bei Juckreiz an Penis, Scheide oder Po.
Die Symptome treten, ähnlich wie bei einer Tripper Infektion, meist ein bis drei Wochen nach der Infizierung auf. Jedoch sollte auch eine Untersuchung stattfinden, wenn die Beschwerden sich nach einiger Zeit von alleine bessern. Die Chlamydien-Infektion kann dann nämlich immer noch im Körper vorhanden sein und sich weiter ausbreiten.
Bleibt eine Chlamydien-Infektion unbehandelt, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Unabhängig vom Geschlecht kann eine Entzündung der Geschlechtsorgane mit der Zeit zur Unfruchtbarkeit führen.
Bei einem kleinen Teil der Infektion können sich Bakterien auch in Gelenken ansiedeln und so zu Gelenkentzündungen führen. Des Weiteren ist das Risiko mit einer Chlamydien-Infektion höher, sich mit HIV bei ungeschütztem Sex anzustecken. Weitere Informationen haben wir in unserem Online Ratgeber zusammengefasst.
Die Übertragung von Chlamydien
Chlamydien sind an vielen Stellen anzutreffen: am Gebärmutterhals, an den Schleimhäuten der Harnröhre, im Rachen, in der Vagina und am Enddarm. Auch im Scheidensekret oder Sperma können Chlamydien vorkommen und in geringerer Konzentration sogar im „Lusttropfen“ oder im Urin.
Bei allen sexuellen Praktiken, bei denen es zu einem direkten Kontakt mit den infektiösen Schleimhäuten kommt, ist eine Ansteckung möglich. Der häufigste Übertragungsweg ist der ungeschützte Vaginal- oder Analverkehr.
Bei Oralverkehr können die Chlamydien zwar den Rachen besiedeln, lösen dort aber keine Erkrankung aus. In der Regel verschwinden die Chlamydien dort nach einigen Wochen wieder.
Ebenso über Sexspielzeug oder über die Hände finden die Chlamydien teilweise ihren Weg. Bei einer Geburt können die Chlamydien sogar auf das Neugeborene übertragen werden.
Vollständig kann man sich nicht vor einer Infektion mit Chlamydien schützen, allerdings kann die Verwendung von Kondomen das Risiko einer Ansteckung sehr stark reduzieren.
- Verwende bei Anal- und Vaginalsex stets Kondome, auch wenn der Penis nur kurz in den Po oder die Scheide eingeführt wird.
- Wird das Sexspielzeug geteilt, sollte vor jeder Weitergabe ein neues Kondom verwendet werden.
- Bei Oralsex sollte ebenfalls der Kontakt mit infizierten Schleimhäuten vermieden werden. Auch hier empfiehlt es sich Kondome oder Dental Dams zu verwenden.
Die Behandlung von Chlamydien
Mit Antibiotika sind Chlamydien heilbar und gut behandelbar. Je früher die Behandlung mit Antibiotika beginnt, umso kürzer und einfacher ist sie in der Regel.
Da das Ansteckungsrisiko während einer Infektion sehr hoch ist, sollte auch während der Therapie auf Sex verzichtet werden. Auch die potentiellen Sexualpartner sollten sich untersuchen und ggf. mitbehandeln lassen. Ansonsten besteht das Risiko, sich immer wieder gegenseitig anzustecken.
Die Chlamydien-Infektionen werden häufig mit Tetracyclinen (beispielsweise Doxycyclin) oder bei Schwangeren und Kindern mit Makroliden (beispielsweise Azithromycin oder Erythromycin) behandelt. Penicillin, also ß-Lactam-Antibiotika, wären aufgrund der fehlenden Zellwand völlig unwirksam.
Für ihren Wirkungsmechanismus benötigt Penicillin zwingend eine Zellwand. Resistenzen gegen Antibiotika sind bei Chlamydien eher selten. Deshalb wird von einer Therapie mit dem gut wirksamen Chinolon-Antibiotika eher abgesehen.
Die Chinolon-Antibiotika-Therapie hinterlässt oft unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Impfungen gibt es bisher nicht gegen Chlamydien; mehrere Studien dazu sind aber in Gange.
Chlamydien und HIV
Ohne Schutzmaßnahmen gegen HIV, sprich: ohne PrEP, Kondom oder Schutz durch Therapie, besteht ein höheres Risiko an HIV zu erkranken als normal. Durch die Entzündungen kann HIV nämlich viel leichter den Weg in den Körper finden.
Bei Menschen, die sich nicht gegen eine HIV-Infektion behandeln lassen, verläuft eine Infektion mit Chlamydien meist schwerer. Des Weiteren ist die HIV-Übertragung wesentlich höher, da gerade Entzündungssekrete und entzündete Schleimhäute besonders viele Viren enthalten.
Untersuchung einer Infektion mit Chlamydien
Feststellen lässt sich eine Infektion mit Chlamydien mit sogenannten STI-Tests, wie beispielsweise durch einen Abstrich an den betroffenen Schleimhäuten oder einer Urinuntersuchung.
Die Krankenversicherung übernimmt in aller Regel die Kosten für diese Untersuchung und gegebenenfalls für das Medikamente Online kaufen, wenn es Anzeichen für eine Chlamydien-Infektion gibt oder bei dem Sexualpartner schon eine Chlamydien-Infektion festgestellt wurde.
Heutzutage werden sogar schon STI-Tests für Chlamydien für zu Hause angeboten. Aber gerade die Tests für zu Hause, die nicht in ein Labor geschickt werden, sind meist sehr ungenau, was zu falschen Ergebnissen führen kann.
Fällt der Test zu Hause positiv aus, führt dies zu Verunsicherung und ein Arzt muss aufgesucht werden. Deshalb sollte der Chlamydien-Test besser mit einer Beratung verbunden werden. Dort kann dann schon vorab besprochen werden, ob ein Test überhaupt Sinn ergibt und um das persönliche Risiko einschätzen zu können.
Die Tests können bei Ärzten für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Urologie und Gynäkologie durchgeführt werden. Aber auch Gesundheitsämter, Aidshilfen und Testprojekte wie Checkpoints bieten Tests an. Solche Angebote erfolgen anonym und beinhalten sogar eine Testberatung.
Frauen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr können sich einmal im Jahr in einer gynäkologischen Praxis auf Chlamydien mittels eines Urintests untersuchen lassen. Die Kosten hierfür werden von der Krankenkasse übernommen.
Chlamydien und Schwangerschaft
Die Untersuchung auf Chlamydien ist Teil der Schwangerschaftsvorsorge gemäß den Mutterschafts-Richtlinien.
Die Bakterien können nämlich zu einer Infektion des Neugeborenen oder zu Frühgeburten führen. Für eine Behandlung gegen Chlamydien während der Schwangerschaft existieren spezielle Antibiotika, die bedenkenlose eingesetzt werden können.
Insbesondere bei jungen Frauen kann eine unbekannte Infektion mit Chlamydien ein Grund für Unfruchtbarkeit sein.
Wird eine Chlamydien-Infektion jedoch frühzeitig behandelt, bleiben in aller Regel keine gesundheitlichen Schäden zurück. Dafür gibt es ein speziell entwickeltes Chlamydien-Screening in Form der schon oben erwähnten jährlichen Urinuntersuchung.